Einleitung,
oder: Wie alles begann. Im Herbst 1989 traf ich mich mit zwei Freunden zum Äschenfischen. Bei den Gesprächen am Abend hatten wir die ziemlich tote Zeit der Fischerei nach Neujahr als Thema. Dabei erwähnte ich einen Artikel über Winter Steelhead. Dieser beschrieb die Fischerei auf Vancouver Island und so war der Gesprächsstoff vorgegeben. Da hieß es zum Beispiel, kein Schnee im Februar, ein guter Aufstieg der Steelheads im Campbell River, leicht zu erreichen mit der Lufthansa, KLM oder Air Canada usw. Nachdem wir eine Weile diskutierten und beinahe der Februar 1990 als Termin feststand, erlaubte ich mir den Hinweis, dass so eine Reise meine finanziellen Möglichkeiten bei weitem übersteigen würde.
Damals betrieb ich meine Fliegenfischer Schule gerade mal vier Jahre. Obwohl sich aus dieser ein kleiner Handel mit Zubehör ergeben hatte, wäre eine Reise nach Kanada mit den normalen Verkäufen nicht zu finanzieren gewesen. Die beiden gut betuchten Freunde versorgten sich bei mir mit mehreren Ausrüstungen für "drüben". Die Voraussetzung dafür war, dass ich das was "übrigbleibt" für die Reise verwende.
So kam es, dass ich im Februar 1990 in Britisch Kolumbien landete. Seit 1993 besuche ich dieses traumhafte Land mit Gruppen und stelle diesen meine vor Ort gemachten Erfahrungen zur Verfügung. Noch ein Tipp, Fliegenfischerkurse sind nicht billig, aber im Vergleich zu den Kosten eines Kanada Trips doch gering. Bereiten Sie sich auf so einen Trip vor, in Kanada mit dem Training anzufangen ist recht teuer!
Einen Kanada Trip organisieren
Im Oktober 2004 war ich das 25. Mal mit Kunden "drüben". Im Vorjahr hatte ich einen Großhandel mit Fliegenfischereiartikeln in Britisch Kolumbien eröffnet. Die dabei im Umgang mit meinen Händlerkunden in Kanada gewonnenen Informationen kamen auch meinen Mitreisenden zugute.Der Stand 2019: 44 Reisen nach BC.
Anreise
Der Flug geht über Frankfurt oder Amsterdam entweder nach Vancouver, oder nach Seattle. Wenn die Reise mit dem Wohnmobil stattfinden soll, ist Vancouver die bessere und günstigere Wahl. Sie werden vom Wohnmobilvermieter abgeholt oder übernehmen ein Fahrzeug von diesem. Möchten Sie lieber mit einem Leihwagen unterwegs sein und die Nächte in einem Motel verbringen, kommt sowohl Vancouver wie auch Seattle in Frage. Entscheiden Sie jeweils nach den Kosten für Flug und Leihwagen, zum Teil können so bei einem dreiwöchigen Trip Kosten bis zu €300,00 pro Person gespart werden.Ausstattung
In den Wohnmobilen finden Sie: Dusche mit WC, die Entsorgung findet mittels Schlauch an sogenannten "Dump" Stations statt. Des Weiteren Mehrplatten Herd mit Backofen, Spüle, Eßbereich der bei zwei Personen Belegung nicht umgebaut werden muss. Schränke und Unterbringungsmöglichkeiten für Ihre Sachen sind reichlich vorhanden. Für zwei Personen empfiehlt sich ein 22 Fuß Wohnmobil.Bei einem Leihwagen ist ein Van die richtige Wahl. Ich nehme bis heute am liebsten einen 7 Sitzer Dodge Grand Caravan. Dieser bietet ausreichend Platz für zwei Personen incl. Fischerei Ausrüstung.
Ob Wohnmobil oder Leihwagen, achten Sie darauf, dass unbegrentzte Kilometer gebucht werden. Eine dreiwöchige Tour landet leicht bei 4500 gefahrenen Kilometern oder mehr!
Ein Tour Vorschlag
Hier gibt es einen großen Unterschied für die Reiseplanung. Mit einem Mietwagen starten Sie direkt nach der Ankunft Richtung Kanada Abenteuer. Entscheiden Sie sich für die Wohnmobil Variante, geht es die erste Nacht in Kanada erstmal ins Motel! Am Ankunftstag bekommen Sie das Wohnmobil auf gar keinen Fall übergeben. Zu hoch war die Unfallquote, die übermüdete Reisende aus Europa, verursachten.Dieser Ablauf hat aber auch seinen Vorteil. Das Wohnmobil wird am ersten Volltag am Morgen übernommen. Sie können sich in aller Ruhe mit dem Fahrzeug vertraut machen und starten bei vollem Tageslicht ins Abenteuer. Hier wird sich das Gerüst eines Tourvorschlages auf das Wohnmobil beziehen. Natürlich kann dies auch mit einem Mietwagen nachgefahren werden, aber das Erlebnis der Übernachtung in freier Wildnis ist mit diesem nicht gegeben. Die Nächte werden dann im Motel, meistens in einer Stadt oder Stadtnähe , verbracht.
Von Vancouver aus starten Sie am Highway number one Richtung Osten. Je nachdem wo das Wohnmobil übernommen wurde, verbringen Sie die ersten ein bis zwei Stunden mit der Durchquerung Vancouvers. Bei den ersten Gelegenheiten sollte man sich bei einer großen Ladenkette wie z.B. "Safeway" oder "safe on foods" mit Lebensmitteln und Getränken versorgen. Bei den Getränken wird in diesen Läden vergebens nach Alkohol gesucht. Bier oder stärkere Getränke gibt es nur in lizenzierten Geschäften, genannt "liquor store". Da die Wohnmobile natürlich auch Kühlschrank und kleinen Gefrierschrank haben, kann etwas großzügiger eingekauft werden. Die großen Ladenketten verfügen alle über Einkaufskarten. Diese kosten nichts und können zum Teil erhebliche Einsparungen beim Einkauf mit sich bringen. Da kann ein Kilo Steak schnell mal nur can$10,00 anstatt can$23,90 kosten (Stand 2013).
Jetzt geht es aber wirklich los. Knapp 170 Km östlich vom Vancouver Airport liegt das Städtchen Hope. Bei uns kennt es der eine oder andere durch die Rambo Verfilmungen. Ein toller Ort für eine oder auch zwei Übernachtungen. Hope liegt direkt am Fraser River, dem größten Fluss Britisch Kolumbiens. Gefischt werden kann am Coquihalla River, der bei Hope in den Fraser mündet. Ich habe bei meinen bisher 38 Touren nach BC ca. 60 Nächte dort verbracht, aber noch lange nicht alles in der Umgebung gesehen.
Hope ist auch das Tor in die Coast Mountains, welche beim weiteren Verlauf der Tour durchquert werden.
Von Hope geht es Richtung Norden. Nach ca. 55km erreichen Sie einen Platz, der sich "Hell´s Gate" nennt. Hier führt eine Seilbahn hinunter zum Fraser. Dieser ist dort in einem massiven Felsbett gefangen. Bei normalen Wasserstand schon beeindruckend, trifft die Bezeichnung bei Hochwasser den Nagel auf den Kopf, das Tor zur Hölle. Leider ist die sehr kurze Fahrt mit der Seilbahn nicht sehr günstig.
120km nördlich vom Hell´s Gate kommt man nach Lillooet. Dort fließt der Thompson River in den Fraser. Beeindruckend ist das parallele Dahinfliessen des tiefklaren Thompson Wasser mit dem milchigen des Frasers. Erst nach Kilometern vermischt sich das Wasser.
Schon die Fahrt entlang des Thompson´s läßt ein Fliegenfischer Herz höher schlagen. Leider ist der Thompson ein sehr "später" Fluss, so das er erst am Rückweg besucht wird. Jetzt folgt man dem Trans Canada Highway (Highway number one)noch etwa 40km bis er verlassen wird und der Weg nach Norden auf dem Highway 97 fortgesetzt wird.
Williams Lake: liegt etwa 400km von Hope entfernt auf dem Weg nach Norden. Je nachdem wann in Hope aufgebrochen wurde und wieviel Zeit die Fahrt bis Williams Lake in Anspruch nahm, ist es Zeit für eine größere Pause. Hier ist man mitten in den Cariboos, dem Ranchland im Herzen von Britisch Kolumbien. War die Fahrt entlang des Thompson River durch dessen tiefblaues Wasser in wüstenähnlicher Umgebung noch ein Augenschmaus, ist der weitere Verlauf der Fahrt bis Prince George etwas einschläfernd. Die Struktur der Landschaft bleibt für Stunden gleich.
Nach Prince George sind es von Williams Lake noch einmal 240km. Spätestens dort ist es wieder Zeit für eine Übernachtung. Prince George nennt sich auch Hauptstadt des Nordens. Bei einer Bevölkerung von etwa 85 000 Einwohner, bekommt man in dieser Stadt alles was das Herz begehrt. Alle von hier aus folgenden Städte sind deutlich kleiner. Nach einer hoffentlich erholsamen Nacht geht es weiter. Nächstes Ziel: Smithers.
Von Prince George aus folgen Sie den Yellowhead Highway (Highway 16) Richtung Westen. Die zurückzulegende Strecke beträgt etwa 370km. In Smithers befinden Sie sich in einem der Zentren für die Steelhead Fischerei. Hier sollten drei bis sechs Tage Auffenthalt eingeplant werden. Der Fluss der befischt wird ist der Bulkley River. Zugänge und erfolgversprechende Stellen können vor Ort in Smithers erfragt werden. Ein Top Laden für Informationen ist Oscars Sports, 1222 Main St, Smithers.
Eine weitere Station hier im Norden wäre Terrace. Nur noch 200km von Smithers entfernt, ist dort mit dem Copper River (auch Zymoetz River genannt) ein Highlight der Reise. Leider kommt es immer wieder durch schwere Regenfälle vom Pazifik her zu einem Totalausfall des Coppers. Im Zweifelsfall gibt es die Möglichkeit von Smithers aus eines der Angelgeschäfte in Terrace anzurufen. Hier gibt es Informationen zu den Wasserpegeln in BC.
Weitere Möglichkeiten zum Fischen gibt es am Kispiox sowie am Skeena River. Bei beiden würde ich für Beginner ohne Begleitung abraten. Nähere Informationen gibt es vor Ort.
Für diesen nordlichen Bereich sollten 10 bis 14 Tage eingeplant werden. Beim Rückweg evtl. ein bis zwei Tage am Thompson, im Anschluß etwa vier bis sieben Tage für Vancouver Island vorsehen.
Dies ist ein grobes Gerüst für die Tour und kann in alle Richtungen abweichen.
Fliegenfischen
Um in BC Fischen zu dürfen, muss eine Lizenz erworben werden. Seit ein paar Jahren ist dies problemlos im Internet möglich. Die entsprechende Seite finden Sie hier. Bei einem Aufenthalt über einer Woche empfiehlt sich eine Jahreslizenz. Zusätzlich braucht man zum Steelheadfischen eine Steelhead Stamp, ebenfalls über die oben angegebene Seite zu erledigen. Beides zusammen liegt bei etwa can$160,00 für ein Jahr. Das Angeljahr beginnt in BC am 01.04. eines Jahres und endet am letzten März des Folgejahres. Ich habe schon oft mit ein und derselben Lizenz den Herbsttrip und im nächsten Jahr Februar / März den Wintertrip gefischt. Möchte man evtl. den einen oder anderen während der Tour gefangenen Lachs auf den Grill legen, ist noch eine Salmon Marke notwendig. So vorbereitet dürfen fast alle Gewässer, ich rede hier vom Süsswasser, befischt werden. Ausnahmen sind die sogenannten "classified waters".Bei diesen Gewässern muss noch eine zusätzliche Tageslizenz erworben werden. Es gibt first und second class Gewässer. Der Unterschied ist nicht in der Qualität der Gewässer zu sehen, sondern in der Erreichbarkeit. Kann ein second class Gewässer problemlos an mehreren Stellen mit dem Auto angefahren werden, braucht man für ein first class Gewässer einen Hubschrauber. Ich habe in all den Jahren noch nie eine first class Lizenz gebraucht! Der Preis für diese Lizenzen beträgt pro Tag: first class can$40,00 plus Steuer, second class can$20,00 plus Steuer. der Steuersatz ist 12%. Diese Lizenzen sind nicht übertragbar und an den Tag sowie an den Fluss gebunden.
Besorgen Sie sich beim ersten Besuch in einem Angelgeschäft in Britisch Kolumbien unbedingt die "bc fishing synopsis", darin können alle Vorschriften und Beschränkungen für die Gewässer in BC nachgelesen werden.
Gerät
Für die kleineren Gewässer benutze ich eine 9,6 Fuß lange Rute der Klasse sieben, für die größeren eine 9,6 Fuß lange der Klasse neun. Mit entsprechender Rolle und Leine bin ich damit bestens ausgerüstet. Die Ruten sollten zwischen 9 und 10 Fuß lang sein und Klasse 7 - 9. Mit einer 9 Fuß Klasse acht kommen Sie auch überall zurecht. Achten Sie bitte darauf, daß Sie mindestens 100 m Backing auf der Rolle haben.Die Nymphenfischerei ist dominierend aber auch die Trockenfliege hat ihre Chance. Goldkopfnymphen Größe 4 - 8 mit einem 5 mm Kopf in braun sind für den Alltag unerlässlich. Als Trockenfliegen haben sich Caddis, Wulff und andere gut schwimmende Fliegen bewährt.
Für weitere Fragen stehe ich gerne zur Verfügung. Bitte über meine Email Adresse oder hier Kontakt aufnehmen.
Viel Spass, Wolfgang Fabisch
Fabisch Fly fishing in english
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